re:live ist eine Serie im CCCFr bei der wir erfolgreiche und inspirierende Talks noch einmal ansehen und danach zur Diskussion einladen. Eintritt ist in der Regel frei.
Wäre ihr Leben eine Datensammlung, dann wäre der zugehörige Zahlensatz nicht ganz einfach zu interpretieren. Schließlich verkörpert die Australierin Kate Crawford das lebende Vollspektrum eines Renaissancemenschen: Sie publiziert, etwa für The Atlantic und The New Inquiry, ist ehemaliger Kopf einer Elektroband, Komponistin, leitende Wissenschaftlerin im Social Media Collective von Microsoft Research und hält eine Gastprofessur am MIT Center for Civic Media. Crawford forscht nämlich zu den Themen gesellschaftlicher Wandel und Medientechnologien und schreibt derzeit an einem Buch über den Zusammenhang von Daten und Macht. Außerdem arbeitet sie an dem perfekten Twitter-Stream.
In den Daten, die angeblich das Öl des 21. Jahrhunderts sind, lauert Gefahr, und die will begleitet werden. Crawford schreibt in einem ihrer jüngeren Meinungsstücke, das Big Data innerhalb des Kapitalismus verortet:
“(…) Die bewusste Realität von Big Data ist mit einer Art Überwachungsangstgefühl durchflutet – die Angst, dass all die Datensätze, die wir täglich preisgeben, zu viel über uns verraten und uns aber auch gleichzeitig falsch darstellen. Diese Angst ähnelt einem Neonlicht im dunklem Korridor – es zeigt gleichzeitig zu viel und zu wenig. Dieses Angstgefühl ist zeitlich zukunftsorientiert: Es ist eine Erwartungsemotion, eine Erwartung von Risiko, Belastung und Versagen. In ihrem scharf kritischem Manifest ‘We Are All Very Anxious’ argumentiert die britische Gruppe Plan C, dass Angstgefühle das dominante Affekt unserer jetzigen Phase des Kapitalismus seien und politische Hoffnungslosigkeit, Unsicherheit und soziale Spaltung erzeugen.”
Eine der größeren Fragen für Crawford in der letzten Zeit ist: Wie können wir das radikalisierende Potential in den Überwachungsängsten der Ära von Big Data aktivieren? Sie postuliert in ihren eigenen Profilen ganz offen: Your search queries will outlive you! (Twitter) und “divorce your metadata”.
How are our lives being changed by the rise of machine learning, big data and predictive analytics? Why are the models of 20th century privacy struggling to keep up?
In this talk, I consider the intimate landscapes of data prediction, and show why we urgently need a strong framework of data ethics.